Zwischen dem, was man sagt und dem, was der andere gehört und verstanden hat, können Welten liegen. Bereits zwischen dem was ich sagen möchte und effektiv sage gibt es Differenzen. Und was ich aus der Körperhaltung des anderen verstehe kann wieder zu einem anderen Verständnis führen.

Und so besteht unser ganzes Leben aus Deutungen. Selbst unsere Kultur und unsere Ethik ist eine Deutung. Was in unserem Land als tugendhaft und gut gilt, kann in einem anderen Land um 180° verschoben sein.

Was ist denn die Wahrheit?

 

Ein Beispiel aus dem Leben: In letzter Zeit habe ich öfters beobachtet, dass viele Menschen ein Misstrauen mit sich herumtragen, eine Angst nicht liebenswert zu sein. Und mit dieser Grundannahme wird dann alles gedeutet. Treffen dann zwei Personen mit derselben (falschen) Grundannahme aufeinander, kommt es zu sehr vielen Missverständnissen. Oftmals führt es dazu, dass beide meinen vom anderen abgelehnt zu sein, dabei waren sich beide eigentlich sympathisch, aber es fehlte beiden den Mut von Herz zu Herz zu kommunizieren.

Und ich habe begonnen mich zu fragen: Wenn selbst ausgesprochene Worte nicht mehr objektiv sind und selbst unsere ganze Gesellschaftsnormen eine reine Deutung des Lebens ist. Was ist denn wahr? Woran kann ich mich halten?

 

Mir ist gerade bewusst geworden: Wenn ich bereit bin zu akzeptieren, dass meine erfahrene und geglaubte „Wahrheiten“ nur gedeutet sind, dann kann ich auch bereit werden meine – oft unreflektierten Deutungen –  zu hinterfragen und mit dem Glauben umzudeuten.

Jesus sagt, Er ist die Wahrheit.

Wenn ich die Bibel lese und sie als die einzige Wahrheit annehme, dann kann ich damit mein Leben umdeuten. Ich kann es so deuten, wie Gott mein Leben sieht. Und diese Deutung entspricht der Wirklichkeit mehr als unsere gewohnten Deutungen.

 

Ich hatte zum Beispiel oft Mühe zu glauben, dass Gott mich wirklich liebt. Die Deutung der Welt und die gefühlte Ablehnung von Menschen hat mich etwas anderes gelehrt und glauben lassen.

Doch wenn ich annehme, dass Gott und Sein Reden die Wahrheit ist und Er mir sagt, dass ich geliebt bin und nie alleine bin, dann kann ich „meine“ Wahrheit dahinter stellen. Ich sage: Ich fühle es zwar anders, aber ich glaube, dass Deine Worte die Wahrheit sind und nicht meine Gefühle. Ich kann Gott dafür danken, dass ich nie alleine bin und dass ich vom Allerhöchsten selbst geliebt bin. Und ich kann meinen Gefühlen und Gedanken weniger Gewicht geben.

Dies ist kein psychologischer Trick, der zum Ziel hat, mir vorzumachen, dass alles gut ist. Bei manchen erweckt das Wort „umdeuten“ den Eindruck, dass ich die Wirklichkeit verfälsche oder beliebig umdeute. Das ist aber nicht so. Willkürliches Umdeuten wird mich nicht frei machen. Die Wahrheit schon. Der Glaube wird nur dann wirken, wenn es der Wirklichkeit entspricht (vgl. Grün 2004: S.52f).